Elternzeit-Blog

30
Aug
2008

Der Sprachstorch oder: Woher die kleinen Worte kommen

Fragen Sie sich auch manchmal, woher bestimmte Redewendungen kommen?
Bevor Sie sich an ein Germanistik-Institut wenden, beobachten Sie Ihr Baby.
Das ist auch so eine Art Sprachforschungslabor.
Ein Beispiel gefällig?
Immer gern.
Henri greift oft und gern nach Gegenständen in seiner Umgebung, um sie zu befühlen. Bei Gegenständen, die er nicht selbst erreicht, macht er durch Gequengel auf sich aufmerksam, bis wir sie ihm reichen. Ist er dann mit dem Betasten fertig, drückt er die Teile – egal ob Tasse, Zahnbürste, Spielzeugauto, Kochlöffel... – über seinen Bauch zwischen den Beinen hindurch nach unten weg, bis sie aus seinem Gesichtsfeld verschwunden sind, entweder runtergefallen oder weggestrampelt. Das Gleiche passiert, wenn man ihm etwas gibt, was er gar nicht haben wollte oder was ihm nicht gefällt (zum Beispiel eine Flasche mit zu kalter Milch): Schwupp nach unten, durch die Beine, weg das Teil!
Preisfrage: Um welche Redensart handelt es sich hier?
Ganz einfach:
Diese Dinge sind bei Henri einfach völlig UNTEN DURCH!
Alles klar?
Bis demnächst mal wieder im Vaterzeitschrift-Sprachlabor.

27
Aug
2008

Die eigene, ferne Welt

Hallo, da sind wir wieder.
Ach, hatte ich das nicht erzählt?
Wir waren für zwei Wochen im Urlaub, auf dem Planeten Sla-Göcks.
Durch irgendeine Verschiebung im Raum-Zeit-Gefüge konnten wir da relativ günstig hinreisen, Interstellarflug mit Vollverpflegung ohne Kinderaufpreis.
Der Planet an sich ist nicht großartig anders als die Erde. Gut, die Leute dort haben alle blaue Haut und keine Haare, dafür aber bunte Augen, einen dritten Arm hinter dem Kopf und sehr gute Manieren. Wir hatten zunächst große Probleme mit der Verständigung – bis Henri anfing in seinem Baby-Kauderwelsch zu brabbeln.
„Ooouuuaahoo, tglll, nanananan“, sagte er, und: „Hrrrmmmmbbsch.“
„Tglll, nananan“, antwortete ein azurblauer Sla-Göcksianer, machte mit freundlichem Lächeln eine tiefe Verbeugung und bat uns mit einer schwungvollen Geste in sein aus großen roten, blauen und gelben Holzklötzen gebautes Haus. Er deutete mit beiden Händen auf sich selbst und sagte: „Tla-Nnng.“ Was dann wohl sein Name war.
Henri kiekste vor Vergnügen, zeigte auf typische architektonische Merkmale und rief immer wieder: „Sla-Göcks.“ Und der Sla-Göcksianer nickte zufrieden.
Dann fragte Tla-Nnng: „Giiiii pffffrrr haaiiiooouu?“ Wir Eltern zuckten ratlos mit den Schultern. Henri dagegen antwortete souverän: „ Hiaa dedadaa. Ouuuh, ifffa.“
Tla-Nnng klatschte vor Freude in alle drei Hände (immer abwechselnd mit den beiden äußeren in die mittlere) und winkte uns dann einen Korridor entlang, an dessen Ende er uns ein großes Schlafgemach mit großen Aussichtsfenstern auf die Spielteppichwiesen von Sla-Göcks präsentierte. „Wahnsinn“, sagte ich. „Hirrbfffta, tglll“, dankte Henri überschwänglich unserem Gastgeber, der beschämt auf seine kreisrunden Füße sah.
Die zwei Wochen in Tla-Nnngs Haus vergingen wie im Interstellarflug. Der Abschied war herzlich, von zwei- bis dreiarmigen Umarmungen und regenbogenbunten Tränen begleitet. Auf dem Rückflug grinste Henri sehr zufrieden vor sich hin, ein Wissen jenseits unseres Wissens hinter seiner kleinen Eierschalenstirn.
Seine Mutter war völlig fassungslos. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass wir gerade auf einem Planeten waren, wo alle Bewohner sich in Babysprache unterhalten. „Das heißt, dass er tatsächlich die ganze Zeit mit uns spricht, dass er uns etwas zu sagen versucht. Und wir haben das als Gebrabbel abgetan. Oh Gottogottogott!“
„Tglll, nananan“, sagte ich.

15
Aug
2008

Der schafft mich im Schlaf!

Man bekommt ja so viel zurück.
Auch so ein Satz.
Aber das Schlimme an solchen Allgemeinplätzen ist doch, wenn sie sich mit Wahrheit füllen – und wir Neuväter plötzlich genau so infantilisiert-romantisch daherschwallern wie die Altvorderen.
Also gut, es stimmt.
Aktuelles Beispiel: Ich könnte vergehen, wenn mein Kleiner sich zum Schlafen auf die Seite dreht (ja, ab und zu schläft er auch).
Das macht er nicht von Beginn an, sondern erst seit ein paar Monaten, und ich finde das ja so was von entzückend.
Früher bedeutete schlafendes Kind: Schlapper, lebloser Beutel mit Zunge zwischen den Lippen. Der kleine Mann wirkte wie komplett ausgeschaltet, vom Stromnetz abgekoppelt, vom Server getrennt.
Aber jetzt ist Henri ein richtiger aktiver Schläfer.
Er rollt sich zum Einschlafen mit Schwung auf die Seite, pupst dabei auch schon mal gerne, legt das untere seiner beiden Ärmchen lässig auf die Matratze und lässt das andere vor der Brust baumeln. Ja, das geht, bei so Kleinen sind die Arme ja nicht so lang, Henri weiß bis heute nicht, wie sein Kopf sich von oben anfühlt. Dafür sind aber auch die Schultern wiederum nicht so breit (sondern nur so breit wie der Kopf dick ist), was den Vorteil hat, dass er den Kopf einfach so seitlich auf die Matratze legen kann, ohne ihn abzuknicken oder ein Kissen zu benötigen.
So liegt der kleine Körper da, ein Bein angezogen, wie im Sprung gefroren, und schnorchelt vor sich hin, wilden Traumabenteuern entgegen... – herrlich.
Da könnte man glatt vergessen, dass er große Teile der Nacht eben nicht schlafend verbringt sondern krakeelend und gewandt parlierend, dabei aufrecht kniend, an den Gittern seines Kinderbettchens rüttelnd wie einst Gerd Schröder an den Toren des Kanzleramts.
Hach, isser nich’ süüüß!

12
Aug
2008

Krisenherd/Herdkrise

Der Innenminister hat Recht.
Es gibt keine 100%-ige Sicherheit.
Auch im Haushalt nicht.
Das erhöhte elterliche Sicherheitsbedürfnis hat hier gleichermaßen mit dem geringen Risikobewusstsein des Kindes und seinen zielgenauen Detektionssensoren für häusliche No-Go-Areas zu kämpfen.
Wenn dann allerdings auch noch die von den Eltern angeschafften Sicherheits-Gadgets selbst zur Gefahr werden, brennt der Baum lichterloh.
Erst kürzlich habe ich für die – bereits in früheren Einträgen erwähnte – Schublade unter dem Herd einen Schnappriegel angeschafft (Drogeriemarkt, etwa 2 Euro), der von Henri definitiv nicht zu öffnen ist. Die zuvor angebrachte Anti-Fingerklemm-Vorrichtung hatte den Vorteil, dass sie theoretisch sehr gut funktionierte, weil sie das Schließen der Schublade per Gummibolzen verhinderte. Der Nachteil: Henri fand binnen Tagen heraus, wie der Gummibolzen zu entfernen war. Das wurde routinemäßig zu seiner ersten Amtshandlung, sobald er die Schublade geöffnet hatte. Henri eins, Anti-Fingerklemm-Vorrichtung null.
Der Schnappriegel nun hielt sehr gut, was er versprach: Die Schublade ging gar nicht erst auf. Dafür war der Riegel an zwei Stellen fixiert und durch ein Schnappschloss zu öffnen. Die eine Stelle war die Schublade, die andere die Herdklappe.
Der Riegel ist sehr stabil.
Als ich gestern die Herdklappe öffnete, um einen dort eingelagerten Wok aus dem (kalten) Ofen zu holen, vergaß ich natürlich den Riegel.
Der Riegel hielt.
Dafür flog die Ofenklappe mit einem Knall aus der Verankerung. Und so stand ich da, mit einer nur noch an einem Scharnier baumelnden Metalltür in der Hand und einem abenteuerlustigen Kind im Anflug, das ob der sich bietenden neuen Spielstätte (offener Ofen = Top Spot No-Go-Area) vor Freude quiekte. In größter Eile versuchte ich, das Scharnier wieder in seine Verankerung zu rammen und war wegen dessen elefantentauglicher Federung binnen Sekunden nass geschwitzt (blaue Jeansflecken an der Wand zeugten hinterher von meinem Kampf). Also erst einmal Klappe loslassen, Henri drei Meter nach hinten manövrieren, neuer Ramm-Versuch. Schlägt fehl, wie sechs oder sieben weitere. Schweißlachen, Verzweiflungsschreie, Rückenschmerzen.
Immer wieder rückt General Henri auf meine verlorene Stellung vor und landet neue Attacken. Immer wieder trage ich ihn weg, setze ihn schließlich in seinen Babystuhl. Natürlich wurde die Genfer Konvention vollständig beachtet.
Irgendwann muss ich trotzdem einsehen: Es geht einfach nicht, Herdklappe eins, Papa null.
Ich gebe meine Kochpläne auf, verlasse das Schlachtfeld mit General Henri auf dem Arm und berichte der Mutter telefonisch von meiner Niederlage.
Als die später nach Hause kommt, findet sie in der Bedienungsanleitung für den Herd eine genaue Beschreibung, wie sich mit zwei einfachen Handgriffen und OHNE JEGLICHEN EINSATZ KÖRPERLICHER KRAFT die Herdklappe herausnehmen und wieder einsetzen lässt.
Am grünen Tisch habe ich also gleich nochmals verloren.
Herdplatte zwei, Papa null.

11
Aug
2008

Der kleine Diktator

Mein Sohn ist mir unheimlich.
Sitz da keine 10 Monate alt vor dem großen Spiegel am Wandschrank, und hält Reden wie ein kleiner Stalin oder sonstige wahnsinnige Schnurrbartträger.
So richtig mit emporgereckter Faust, überschlagender Stimme, unterstreichenden Handkantenschlägen und kaltem Blick.
Gut, die Inhalte sind schwer verständlich – „Ifffzsch. Üddel-pfffffrrr, walaa. Giiie-kchee“ – aber darum nicht weniger eindringlich.
Alles klingt nach: Auf, voran, jetzt erst recht. Erst wir, dann vielleicht die anderen.
Henri Arthur, der Diktator.
Sofort regt sich bei mir das schlechte Gewissen:
Ist der Junge irgendwie an Nazi-Videos rangekommen?
Habe ich als Vater in dem Versuch versagt, mein Kind zu einem freiheitsliebenden Demokraten zu erziehen?
Wird mein Sohn ein stumpfer Anhänger brauner Fäuste-, Knüppel- und Parolenschwinger, schwingt er gar selbst welche?
Sofort habe ich seinen Schrank nach einschlägigen Klamotten und Symbolen untersucht – aber zum Glück von Springer-Stiefeln Größe 18 und Bomberjacke in Größe 74 keine Spur. Nur verdächtige Bücher habe ich gefunden: „Holger, der Hund“ Verdächtig viele H’s, oder? Oder hier: „Oh wie schön ist Panama“ – das klingt doch nach Eroberungsgelüsten unverbesserlicher Deutschkolonialisten.
Was mache ich nur, was mache ich nur?
Ich muss verhindern, dass der Junge auf die falsche Bahn gerät. Genau: Zunächst kommt die braune Nicki-Jacke weg.
Seine Mutter meint, ich übertreibe ein wenig.
Paranoia, meint sie.
Aber es heißt doch immer: Wehret den Anfängen!
Aber okay, ich beruhige mich erst einmal.
Ein Trost bleibt mir wenigstens:
Seine Glatze ist bald zugewachsen.

8
Aug
2008

Der Plan des Tages

So mancher fragt sich vielleicht: Wie sieht er eigentlich aus – der väterliche Alltag in der Elternzeit? Ich schreibe das hier gerade mal auf. (Das „zirka“ vertuscht Schwankungen von bis zu 2 Stunden – außer beim Wecken, da simmer immer recht pünktlich...)

Ca. 5.30 Wecken Henri kniet – Hände an der Reling, Blick in die Ferne – in seinem Bett und beginnt ansatzlos das morgendliche Unterhaltungsprogramm: „Uuuaaahuuh! Öööööh. Babubadaa. Iiiiffze, umbeldörtz...“ And so on. Die Eltern sind nicht wach, aber sie stehen auf. Hobby-Zombies eben.
Ca. 6.00 Morgenwindel, Waschen, Anziehen Dabei Fortsetzung des Morgenradios. Jedes Mal wieder Proteste beim Anziehen des Bodys. Alles, was über den Kopf gezogen wird, ist Kindsfolter und ein Fall für Amnesty Childcare.
Ca. 6.30 Morgenkaffee Die Eltern – oder was von ihnen übrig ist – schlurfen mattblass in die Küche und schaffen es so gerade, nicht über ihre immensen Augenringe zu stolpern. Der Griff nach dem koffeinhaltigen Lebenselixier erfolgt bei allem Getattere präzise und gezielt. Bei Einsetzen der Wirkung erstes Gefühl in den Beinen und im Kopf. Derweil hat Henri das Küchenzirkeltraining – Schublade unter dem Herd auf- und zurappeln, Spielzeugeimer umkippen und den Inhalt auf dem Boden verteilen, Elternbeine anbeißen, Schranktür zuknallen – bereits zweimal durchlaufen.
Ca. 7.00 1. Fütterung Das Stillen durch die Mutter wird durch heftigeres Fußbeißen eingefordert.
Ca 7.30 Beginn der 1. Spielphase Mit Glück haben es die Eltern zwischendurch geschafft, irgend etwas Essbares einzuwerfen. Ansonsten: Pech. Interessante Spielzeuge: Alles, was die Großen benutzen (Fön, Zahnbürste, Haarbürste, Kleiderbürste). Uninteressante Spielzeuge: Alles, was die Großen eigens für den Kleinen gekauft haben. Wenigstens findet der Papa die Bauklötze toll.
Ca. 8.00 Abgang Mama So schwer der Abschied, so befreiend der Radweg ins Büro. Parallel konsequente Fortsetzung der Spielphase ohne Rücksicht auf Verluste. Mindestens drei Mal Kopf anstoßen sind Pflicht.
Ca. 9.00 Einläuten der 1. Schlafphase Häufiges Augenreiben, immer kürzere Konzentrationsphase, dementsprechend häufigeres Nölen bis Jammern – die Zeichen sind deutlich: Kind will schlafen. Papa bringt Kind ins Bett und legt sich dankbar daneben – zum Beispiel jetzt, um sein Blog in den Laptop zu hacken. (Aber ganz ehrlich: Daneben legen ist DER Tipp schlechthin. Die Kleinen schlafen dann länger – und Sie bekommen auch noch etwas Ruhe!)
Ca. 10.00 Aufwachen Freudige Begrüßung der Volksmasse durch den ausgeruhten Premier, würdevolles Winken in alle Himmelsrichtungen. Erörterungen zur Lage der Nation.
Ca. 10.30 2. Fütterung Alles was Sie bisher über die Gewöhnung von Kindern und fester Nahrung aneinander gehört haben STIMMT. Brei an den Händen, Brei im Haar, Brei im Gesicht, Brei an der Kleidung, Brei auf dem Boden, Brei auf dem Tisch. Und alle singen: „Brei-Brei Love. Brei-Brei Happiness.“ Manchmal frage ich mich, ob es an dieser breiten Streuung liegt, dass Henri mittlerweile ein ganzes Glas Babynahrung in einem Rutsch verzehrt bzw. vernichtet... Nach der Renovierung der Küche (wir überlegen, sie demnächst komplett orange zu streichen, Karotte isst er am liebsten) beginnt um
Ca. 11.00 Spielphase No. 2 (wie gehabt, siehe oben)
oder Ausritt No. 1 Henri bei Papa in den Baby-Carrier, Henri und Papa raus, im Supermarkt Regale ausräumen, ins Spielwarengeschäft, Teddys anbrüllen, auf den Markt. Gemüse ansabbern.
Ca. 12.30 Mittagswindel und 3. Fütterung Milch aus der Flasche ist eben immer ein bisschen wie Starbuck’s...
Ca. 13.00 3.Spielphase Papa holt die Bauklötze raus. Mit ausgestreckten Beinen sitze ich am Boden, rechts von mir die Bauklötze, links von mir Henri. Ich baue rechts einen Turm, Henri schaut neugierig bis gierig zu, dann kommt das säuglingsspezifische Zerstörungshormon zum Tragen, nichts hält ihn mehr, er MUSS da rüber, den Turm umschmeißen, und beginnt über meine Beine zu kraxeln. Kaum isser drüben und hat den Turm umgedeppert, beginne ich auf der anderen Seite meiner Beine, einen neuen Turm zu bauen, was er natürlich mitbekommt, und Hormone schlafen nicht... Ja, Sie schütteln den Kopf, aber ich sage Ihnen was: BEVOR wir dieses Spiel zum ersten Mal gemacht haben, konnte Henri nur ein wenig robben. JETZT krabbelt er nahezu rasant...
Ca. 14.00 Mama kommt nach Hause Großes, rauschendes Wiedersehensvolksfreudenfest, nach all den Stunden!
Ca. 14.30 2. Schlafphase Papa liegt (wie jetzt) im Bett neben dem Kinderbett und schreibt weiter an seinem Blog. Oder er ist in der Küche und bringt Babyschlösser an den Schubladen und Türen an bzw. wischt Brei-Flecken auf
Ca. 16.00 Nachmittagswindel und 4. Fütterung Wie heißt der Spruch noch? „Ihr sollt alle in der Hölle Karotten.“ Genau.
Ca. 16.30 4. Spielphase Welches verdammte Sch...pielzeug hatten wir denn heute noch nicht in den Fingern? Keines? Gut. Dann doch eher der 2. Ausritt – ab in den Spielzeugladen.
Ca. 17.30 Lagebesprechung Was essen die Großen? Das Frühstück – wenn es eines gab – ist bereits 9 Stunden her.
Ca. 18.30 Essen der Großen und 5. Fütterung Ab sofort sitzt der Premier mit am Tisch – der TRIPP-TRAPP (Babystuhl) ist da! Dazu bald mehr.
Ca. 19.00 Abendwindel, Umziehen fürs Bett
Ca. 19.30 Gute-Nacht-Programm Lieder, Bilderbücher oder auch – der HIT! – Tierstimmen aus dem Wald („Tierstimmen im Wald“ von Wolfgang Dreyer und Jean C. Roche, Verlag Franckh-Kosmos, Buch und CD, etwa 10 Euro). Man muss nur die Worte „Tiere im Wald“ aussprechen, und schon schaut sich Henri nach den Bären und Hirschen um.
Ca. 20.15 (jedenfalls meistens NACH der Tagesschau) Nachtbeginn Henri schläft. IST-ER-NICHT-SÜSS!
Ca. 20.30 bis 22.00 „Freizeit“ (Putzen, Geschirr wegräumen, E-Mails checken, mal aufs Klo gehen, Zähne putzen, sich ein bisschen was vorjammern, einen halben Film im Fernsehen anschauen...)
Ca. 22.00 The End Alles liegt und schnarcht. Bis sich Henri gegen Mitternacht zum ersten Mal wieder meldet...

So. Wenn ich jetzt noch mal einen der Kollegen (Arbeitszeit 9.30 bis 18.30, exklusive einer schönen, langen Mittagspause) darüber witzeln höre, was ich für ein „hart“ arbeitender Mann sei, höhö, komme ich mal mit Henri und einem Glas Karottenbrei vorbei!

7
Aug
2008

Kleinvölkerwanderung

Dieses Blog erscheint unter falschem Namen.
Es müsste umbenannt werden.
Korrekt wäre: Rabenvaterzeitschrift.
Wobei sich die Rabenväterlichkeit nicht tatsächlich auf das Kind, sondern zuvorderst gegen Sie, die Leserinnen und Leser, richtet.
Ich will damit sagen: Ich habe Sie vernachlässigt.
Sträflich.
Ich habe versäumt, Ihnen zu berichten, dass sich Henri jetzt fortbewegt.
Und zwar tatsächlich FORT bewegt, also WEG.
Nicht mehr nur im Kreis.
Er robbt, und das sehr schnell, und das Robben ist im Begriff, sich zu einem Krabbeln zu steigern.
Parallel dazu hat er begonnen, sich kniend an allen möglichen, zuvor schier unerreichbaren Dingen hochzuziehen, um aus dieser halb knienden, halb stehenden Position wiederum nach anderen, gerade eben noch viel unerreichbareren Dingen zu hangeln.
Und eben diese berichtenswerten Details sind wiederum der Grund für den Mangel an Berichten.
Erfahrene Eltern benötigen diese Information nicht.
Erfahrene Eltern wissen, warum ich keine Zeit mehr habe, so etwas Schnödes wie ein Blog zu pflegen.
Weil ich jetzt die Feuerwehr bin.
Weil ich mich in einem fortwährenden Zustand der Alarmbereitschaft befinde.
Weil ich wie ein Sprinter gebückt am Boden knie, dauerhaft gefangen im Moment vor dem Startschuss, das Leben ein einziges „AufdiePlätzeFERTIG...!“
Immer auf dem Sprung.
Weil ich permanent darauf achten muss, dass unsere kleine Robbe nicht zum nächsten Stromkabel robbt, um dieses mit seinem ersten Zahn – Habe ich nicht erwähnt? Sehen Sie, sehen Sie! – genüsslich anzunagen. Weil ich ständig einem vor mobiler Freude quietschenden Krabbel-O-Mat nacheile, bevor dieser sich in der Duschkabinentür die Finger klemmt, ins Klo greift oder sich Blumenerde aus dem Zimmerpflanzenkübel in den Mund schaufelt.
Es ist eine anstrengende Jagd, die schön begann.
Natürlich haben wir uns riesig gefreut, als Henri sich uns zum ersten Mal armkurbelnd entgegenschob. Gejubelt haben wir. Auch als er zum ersten Mal den Hintern zu einem zaghaften Krabbeln hob.
Gejubelt haben die Entdecker der Atomenergie im ersten Moment sicherlich auch.
Und plötzlich merken die Jubelnden, welche Naturgewalten da entfesselt wurden...
Freunde mit älteren Kindern haben uns immer mit gehetztem Blick gewarnt, wir würden uns noch wehmütig in die Zeit zurücksehnen, als Henri noch nichts konnte außer rollen und rülpsen. Recht hatten sie! Aber wem nützt das jetzt – und was? Wer hätte es verhindern wollen – wie und zu welchem Preis?
Nein, Krabbeln ist großartig. Und Laufen erst, hach: Laufen. Toll!
Da gibt es kein Vertun.
Nein, da müssen wir jetzt durch.
Nein, da dürfen wir jetzt nicht aufgeben.
Nein, nein, nein.
Nein.
Nein, Henri.
Nicht die Schublade.
NEIN!

6
Aug
2008

Taschengeld

Fast hätte ich’s vergessen:
DIE KOHLE IST DA!
Nach 3-monatiger Wartezeit habe ich endlich mein Elterngeld bekommen.
Das gehe ich jetzt erstmal ausgeben, hähähä.
Andere haben nicht so viel Glück.
Eine Freundin von uns bekam im März ihr Kind – und lebt seitdem vom Gesparten...
(Ja, sie HAT einen Antrag gestellt.)
Mein Tipp also:
Antrag raushauen, sobald klar ist, wer wann wie lange Elternzeit nimmt.
Es heißt zwar, man kann den Antrag auch noch bis zu 3 Monate NACH Beginn der Elternzeit stellen – aber unter Umständen kommt das Geld dann erst, wenn alle wieder arbeiten.
Oder den Offenbarungseid bereits geleistet haben.
Das ist übrigens keine Kritik an den Sachbearbeitern, die die Anträge betreuen. Die hängen sich gut rein. Das Problem sind die Sachbearbeiter, die sich nicht reinhängen KÖNNEN, weil sie noch nicht EINGESTELLT wurden. Sprich: Es gibt zwar immer mehr Leute, die Elterngeld beantragen – aber immer noch die gleiche Anzahl von Leuten, die diese Flut von Anträgen zu verwalten haben.
Tja, irgendwo wird eben immer gespart.
Zur Not an Buchsta---

31
Jul
2008

Schlaflos im Kinderzimmer

Seitdem wir ein kleines Kind haben, schnarche ich gar nicht mehr.
Super, oder? Der Grund dafür ist, dass ich zu wenig schlafe, um überhaupt zum Schnarchen zu kommen.
Trotz aller Schlaflosigkeit junger Eltern hält sich unter Nicht-Eltern hartnäckig das Obergerücht aller Kleinstkindergerüchte:
„So Kleine schlafen ja viel.“
Mhm.
Tun die.
18 Stunden am Tag.
Mindestens.
Blödsinn.
Und doch pflanzt sich das Gerücht fort, will jede Spielplatzmutti eine Freundin haben, deren kleiner Neffe Jonathan von der ersten Nacht an durchgeschlafen hat. Eh, ich schwör, eh.
Höre ich immer wieder.
Ist doch Quatsch.
Nicht mal der Ziehsohn von Daniel Plainview in „There Will Be Blood“ schläft durch, obwohl sein misanthroper Alter ihn mit Whiskey stillt.
Säuglinge schlafen in der Regel nicht durch, und wer von seinen Kindern anderes erzählt, ist entweder ein sehr glücklicher Gewinner in der Erfreuliche-Kindereigenschaften-Lotterie oder ein L-Ü-G-N-E-R.
(Eine dritte Möglichkeit, quasi ein intellektueller Winkelzug, wäre eine versteckte Fußnote in der Mär vom Durchschlafen, in der beiläufig erwähnt wird, dass der Begriff „Durchschlafen“ sich in den wenigen bisher dazu gemachten wissenschaftlichen Untersuchungen auf eine Zeitspanne von nicht mehr als 5 Stunden bezieht. DAS können Kinder schon mal schaffen, ja. Selten.)
Meine Kollegin Katja hat ja die Theorie, dass die Lüge vom durchschlafenden Kind eine Art psychosoziale Halluzination ist. Diese Mütter WOLLEN glauben, dass es Kinder gibt, die durchschlafen. Und die Muttis, die tatsächlich behaupten, ihr Kind schlafe durch, WOLLEN das auch gerne so haben – und darum sehen die das dann auch so.
Das nenne ich: Pippi-Langstrumpf-Syndrom.
„Ich-mach-mir-die-Welt-widi-widi-wie-sie-mir-gefällt!“
Dieses Gerücht hat Folgen.
Zum Beispiel Bücher wie „Jedes Kind kann schlafen“.
Dieser Ratgeber bezieht sich auf das Prinzip des „Ferberns“ nach dem Entwickler des Programms. Grundidee: Ein Kind, das abends von alleine einschläft, schafft das auch nachts. Wenn es also in der Nacht wach wird, ist es nicht verunsichert und schreit nach den Eltern, sondern schläft einfach wieder ein. Wenn man dem Kind also durch kontrolliertes Alleinlassen beim Einschlafen dieses Prinzip nahe bringt, kann es sich irgendwann selbst helfen.
Schöne Idee.
Finden die Eltern.
Findet das Kind nicht.
Das Kind schreit.
Man könnte sagen, die Idee ist genau so schön wie die, dass ein Kind, das völlig isoliert von aller Kommunikation aufwächst, mit dem also während seiner ganzen Kindheit nie jemand redet oder schmust oder lacht oder wenigstens schimpft, dass dieses Kind irgendwann anfängt in der Ursprache der Menschen zu parlieren.
Das Beispiel ist obszön, mir klar, aber ist der Pfeil auch zu spitz, so zielt er doch aufs Herz.
Hier geht es um Menschenversuche, von denen nicht annähernd erwiesen ist, dass sie zu einem brauchbaren Ergebnis führen. (Ausführlichere Informationen finden sich auf der kritischen Seite www.ferbern.de) Niemand kann sagen, ob ein Kind, dass nach der Rosskur des „Ferberns“ zuverlässiger schläft, nicht auch ohne diese Tortur selbständig ins Reich der Träume gefunden hätte.
Aber hier geht es ja auch gar nicht um das Kind oder seine Wünsche und Belange, nicht wahr.
Der anhaltende Erfolg dieser menschenverachtenden Dressur-Fibel ist nichts weiter als der Ausdruck eines um sich greifenden Kontrollwahns junger Eltern, die ihre augenringfreie Gesichtshaut und ihre gemütlichen Rotwein-und-ne-schöne-DVD-aus-der-SZ-Cinemathek-Abende wiederhaben wollen. Wer es guten Gewissens fertig bringt, sein Kind diesem Ratgeber gemäß „kontrolliert schreien“ zu lassen. möchte wohl genau zu der Gruppe Menschen gehören, die auch sagen: „Sport muss schmerzen.“ „Wenn du verheiratet bist, tut es gar nicht mehr weh.“ „Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter.“ „Kalt duschen und hart schlafen hält fit bis ins hohe Alter.“
Tatsächlich aber sind Menschen, die solche Sprüche von sich geben, meist in erster Linie hart gegen sich selbst.
Eltern, die ihr Kind unter schlimmstem Geschrei zum radioweckertreuen Haushaltsvollmitgliedschaftsanwärter peitschen wollen, sind in erster Linie hart gegen ein Kleinstkind.
Wie tapfer, wie mutig!
Und wofür das alles?
- Ina P (33): „Um neben all diesem Babykram als Individuum nicht ganz verloren zu gehen.“ (Äh, hallo, der Babykram schreit sich gerade ein Lüngchen aus dem Hälschen.)
- Mirko C. (31): „Um auch noch auch ein bisschen was vom Tag zu haben.“ (Was denn? Ohrenschmerzen? Oder das Gefühl, etwas Richtiges gegen erbitterte Widerstände durchgesetzt zu haben?)
- Hanna J. (33): „Um endlich auch mal wieder die Tagesschau sehen zu können.“ (Und dann über das Elend der Kinder in Afrika den Kopf zu schütteln und sich über das Gebrüll des eigenen Nachwuchses hinweg zuzusichern, der habe es so gut, das wisse der gar nicht.)
Wie gesagt: Rotwein und DVD.
Was heißt überhaupt: kontrolliert schreien lassen?
Ist das so etwas wie: gesteuert zur Explosion bringen?
Gezielt streubomben?
Also, nee.
Auch ich würde gerne mal wieder in Ruhe fernsehen oder Musik hören oder einen heben gehen. Aber ehrlich gesagt, finde ich, das sollte man am liebsten tun, ohne überhaupt ein Kind zu haben. Kind stört nämlich beim Saufen und Fernsehen. Da ich aber nun ein Kind habe, und auch haben WOLLTE, und immer noch haben WILL, lasse ich die anderen Dinge eben bleiben, bis sie wieder passen. Meine Augenringe trage ich stolz zu Markte und sage: Sehet, wir haben ein Menschenkind!
Und kaufe mir keine martialischen Schrei-Guides, die als patentierte Schlafmittel daherkommen wollen.
So weit so gut.
Ich bin sicher, dieses Thema wird immer mal wieder auftauchen.

29
Jul
2008

Don't talk, just sing?

Die Freundin einer Freundin verkündete dieser kürzlich, sie wolle mit ihrem Kind nur noch singend kommunizieren, um die Verwendung von Babysprache zu vermeiden.
Interessant.
Ich war bei dem Gespräch nicht zugegen, kenne die weiteren Hintergründe nicht und frage mich daher: Was wird sie singen?
Packt sie ihre sehr erwachsen formulierten Botschaften in eine – womöglich immer die gleiche – Melodie?
Oder verwendet sie vorhandenes Liedgut, das zur Situation passt? Bei deutschsprachigen Kinderliedern stößt man da – je nach Komplexität der Situation – bald an seine Grenzen. Und ist schnell wieder bei der Kindersprache.
Mein Vorschlag: Deutsche Versionen internationaler Hits erstellen, die zu den jeweiligen Situationen passen.
Einige Beispiele gefällig?

Situation: Kind ist hingefallen.
Babysprache: „Oh, hadda Bauz demacht, uiuiui!“
Zu beleihender Song: „Catch me I’m falling“ von Real Life (Jaja, die 80er)
Deutscher Text: „Platsch! Hingefaaallen/ Daaas tut weh/ Soll ich mal puuusten?/ Komm mal her!“

Situation: Kind hat den Brei sprühprustend in der Küche verteilt.
Babysprache: „Oh, willtu nimmer essen Breili-Brei?“
Zu beleihender Song: „Itsy-Bitsy-Teenie-Weenie Honolulu Strand-Bikini“ von den Blue Diamonds
Deutscher Text: „Eins. Zwei, Brei, ja was ist denn schon dabei? Das bisschen Itsy-Bitsy Mini-Weenie Bio-Hafer-Schleim-Geschmiere/ kann man doch wohl ganz schnell entfer’n/ Son’ bisschen Itsy-Bitsy Mini-Weenie Bio-Hafer-Schleim-Geschmiere/ dafür schrubb’ ich die Küche doch gern!“

Situation: Kind spielt am Stromkabel herum.
Babysprache: „Nanana, dududu nis an die bösibösi Kabeli geh!“
Zu beleihender Song: „Das Model“ von Kraftwerk
Deutscher Text: „Du kaust am Kabel/ das sieht nicht gut aus./ Vielleicht zieh’n wir lieber mal den Stecker raus.“

Situation: Kind hat die Windel bis zum Rand gefüllt.
Babysprache: „Oh, hattu aba droooßen Haufen demacht, fein!“
Zu beleihender Song: Big, big girl von Emilia
Deutscher Text: „Da ist ein dickes Ding/ in deiner Windel drin./ Das riecht nicht gut/ wir müssen wiiickeln.“

Situation: Kind ist wieder hingefallen. (Kommt ja dauernd vor.)
Babysprache: „Oh, hadda scho wieda Bauz demacht, uiuiui!“
Zu beleihender Song: Catch my fall von Billy Idol
Deutscher Text: „Autsch gefall’n/ Bist du gestolpert?/ Autsch gefall’n/ Das hat geknallt!“

Von dieser Stelle noch die Anmerkung: Kinder mögen Babysprache. Und es ist ihrer Entwicklung förderlich, wenn die Eltern sich ihnen gegenüber in einer vereinfachten, zärtlichen Sprechweise äußern. Das haben sogar Studien belegt, glaube ich. Peinlich ist das Ganze nur für die Erwachsenen. Aber man muss das Dutzidutzi ja nicht exzessiv betreiben. Schließlich kann man mit seinen Kindern auch ganz normal reden, selbst wenn sie noch sehr klein sind – nicht wahr, Henri?
„Halt die Fresse, Opa, und mach endlich den Brei warm!“
Sag ich doch.
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